Frühlingserwachen (2): 1. Mai

Willkommen im Wonnemonat Mai!

Liebe Freunde unserer Reihe Kulturkirche,

wunderbar, dass Sie unserer Einladung gefolgt sind. "Leben, das heißt hoffen und warten" hat der französische Schriftesteller Étienne Pivert de Sénancour gesagt.
Und tatsächlich: wenn wir uns die Fähigkeit "zu hoffen" und "zu warten" bewahren, werden wir auch mit den vielen Ungewissheiten dieser Tage fertig werden.

Digitale Angebote können die persönliche Begegnung niemals ersetzen. Aber sie sind immerhin so etwas wie der Vorgeschmack auf eine Zeit, in der ein gemeinsames Kulturerleben vor Ort wieder möglich sein wird.
Und so bedanke ich mich ganz besonders bei
Samir Kandil, der extra für uns zwei besonders schöne Frühlingsgedichte eingesprochen hat.

Herzliche Grüße und bis hoffentlich bald mal wieder live und in Farbe!
Ihr Christoph Bruckmann

(Projekt "Kulturkirche" der Evangelischen Oster-Kirchengemeinde Düsseldorf)

Otto Julius Bierbaum: Mai

Gelesen von Samir Kandil

Otto Julius Bierbaum: Mai

Nun aber hebt zu singen an
Der Mai mit seinen Winden.
Wohl dem, der suchen gehen kann
Und bunte Blumen finden!

Die Schönheit steigt millionenfach
Empor aus schwarzer Erden;
Manch eingekümmert Weh und Ach
Mag nun vergessen werden.

Denn dazu ist der Mai gemacht,
Daß er uns lachen lehre.
Die Herzen hoch! Und fortgelacht
Des Grames Miserere!

Michel Blavet: Tamburino I und II

Christoph Bruckmann, Flöte; Matthias Kaufmann, Violoncello; Ulrich Leykam, Cembalo

Georg Heym: Im Tanz

Hörst du die Geigen,
Sie rufen zum Reigen,
Sie rufen zum Tanz.

O dich im Arme, im Arme zu wiegen,
Daß dir die Locken nackenwärts fliegen,
Die langen Locken aus Feuer und Glanz.

Diese flüchtigen Sekunden
Sind an Worte nicht gebunden,
Worte scheinen Lug und Trug.
Unverwandt dich anzublicken,
Aufzugehen im Entzücken,
Wär ich König, meine Krone
Wollt ich dir ins Goldhaar drücken.

J.W. von Goethe: Mailied (Auszug)

Gelesen von Samir Kandil.

J.W. von Goethe: Mailied (Auszug)

Wie herrlich leuchtet
Mir die Natur!
Wie glänzt die Sonne!
Wie lacht die Flur!

Es dringen Blüten
Aus jedem Zweig,
Und tausend Stimmen
Aus dem Gesträuch,

Und Freud und Wonne
Aus jeder Brust.
O Erd o Sonne
O Glück o Lust!